Seit geraumer Zeit gibt es für Zahnärzte, Mediziner und Zahntechniker eine neue Spezialisierungsrichtung, die sich mit dem Zusammenspiel zwischen Erkrankungen der Mundhöhle und deren ganzheitliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper beschäftigt: Die Umweltzahnmedizin. Hier wirken die verschiedenen medizinischen Disziplinen zusammen und achten auf eine besonders schonende Behandlung von Erkrankungen der Mundhöhle. Was es mit dieser Fachrichtung auf sich hat, wo die häufigsten Problemherde im Mund liegen und warum die modernen Alternativen meist eine bessere Alternative darstellen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Worin liegt der Fokus der Umweltzahnmedizin?
Im Grunde geht es weniger um die Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet der Zahnmedizin, sondern um eine ganzheitliche Wissensbasis, die über die Mundhöhle hinaus und deutlich mehr in die internistische Fachrichtung geht. Die Deutsche Gesellschaft für Umwelt-Zahnmedizin bietet entsprechende Weiterbildungskurse für Mediziner und Labore an. Mit diesem erneuerten Wissensstand sollen chronisch-entzündliche Erkrankungen, auch wenn diese nicht direkt symptomatisch der Mundhöhle zugehörig sind, erkannt und abgewendet - oder zumindest gemildert werden.
Vor allem die Zahnmedizin hat für diese Behandlungen und Vorbeugungen ein erhöhtes Interesse – werden doch hier viele "körperfremde" Materialien eingesetzt, um funktionelle und ästhetische Lösungen für dentale Probleme zu bieten.
Die Sorgenkinder
Als Problemfälle im dentalen Kosmos gelten vorwiegend PMMA und Metalle. Der etablierte Standard-Kunststoff PMMA, welcher den meistgenutzten Prothesenwerkstoff darstellt, gilt, bedingt durch die Art seiner Verarbeitung, schon immer als potentieller Unruhestifter. Durch den eventuell wirkenden Restmonomergehalt innerhalb der Mundhöhle, der lange über die Polymerisation hinausgehen kann, wird ein dem Körper giftiger Bestandteil der Prothese zugeführt. Die Toxizität von MMA als vermischtes Monomer ist unbestritten, inklusive nachgewiesenen chemischen Reizungen und als potentes Allergen. In einer der jüngsten wissenschaftlichen Arbeiten von 2020 konnte auch eine klare Korrelation zwischen der Art der Verarbeitung und austretendem Restmonomer festgestellt werden [1]. Dabei stellte sich raus, dass im Vergleich zur Gießtechnik das Injektverfahren weniger MMA freisetzt und eine Lagerung in Wasser nach erfolgtem Aushärten noch einmal die ungewollte Freisetzung reduziert. Der Zeitfaktor gilt aber als ewiger Feind der Dentallabore, so ist eine längere Lagerung nach der Fertigstellung und auch das technisch etwas umfangreichere Injektverfahren häufig nicht möglich.
Wenn wir uns zu den Metallen als 2. Sorgenkind wenden, so treten gleich mehrere Schwierigkeiten auf. So wird beispielsweise seit Jahren die Debatte um die potentiellen Risiken einer quecksilberhaltigen Füllung durch Amalgam geführt. Bis heute konnten allerdings keine gesundheitlichen Schäden durch den Füllungswerkstoff in wissenschaftlichen Studien, bei korrekter Handhabung durch den Behandler, nachgewiesen werden. Unverträglichkeiten treten bei Amalgamfüllungen selten auf [2]. Dennoch gilt eine generelle Vorsicht einzuhalten, so urteilte auch 2018 die EU bezüglich zur Quecksilberverordnung. Diese schließt eine Behandlung von Milchzähnen, Kindern unter 15 Jahren oder schwangeren oder stillenden Frauen aus, nur in medizinischen Ausnahmefällen kann dann eine entsprechende Füllung erfolgen. Amalgam gilt als Rückläufig in Industrienationen, auch wegen der naheliegenden Umweltbelastung nach dem Entfernen. In Prognosen zur Anwendungshäufigkeit ist in bevölkerungsreichen Entwicklungsländern allerdings von einer zweiten Revolution des Werkstoffs die Rede.
Weitere Metalle, die im Gegensatz zum isolierten Quecksilber der Amalgamfüllung direkt mit dem Milieu der Mundhöhle in Kontakt treten, werden als Gerüste für Verblendkronen oder Modellgussprothesen (Basis und Klammern) genutzt. Hier kann ein weiteres Problem auftreten, wenn Metallallergien bzw. -unverträglichkeiten beim Patienten vorliegen. Auch korrosive Prozesse entstehen durch elektrochemische Potentialunterschiede verschiedener Metallbestandteile, bei denen der Speichel als passendes Elektrolyt wirkt. Dabei können unterschiedliche symptomatische Erscheinungen, von einem Brennen in der Mundhöhle, über Mundtrockenheit bis hin zur Energielosigkeit und Schwächephasen auftreten.
Im Fall von Titanimplantaten kann das Problem im wahrsten Sinne des Wortes tiefer liegen. Da Titan sich passiviert, sobald seine Oberfläche auf Sauerstoff trifft, sind Allergien durch das Titan selbst wissenschaftlich ausgeschlossen. Komplikationen können dennoch eintreten, da das Titanimplantat gewollt oder ungewollt zwangsläufig aus weiteren Metallen besteht. Bedingt durch beabsichtigt veränderte Materialeigenschaften, aus Kostengründen oder durch die Art der Herstellung, lassen sich häufig Partikel anderer Metalle auffinden, beispielsweise Nickel. Es gibt grundsätzlich also keine Unverträglichkeit auf das Titan, aber möglicherweise auf das Titanimplantat. Die Problematik der elektrochemischen Potentiale können dadurch ebenfalls bei Titanversorgungen auftreten.
An diesem Punkt kommt die Expertise der Umweltzahnmedizin zum Einsatz, da hier geschultes Personal über körperliche Beschwerden genauer urteilen kann, bei denen sonst möglicherweise Symptome als idiopathisch abgetan werden, beispielsweise bei einer Antriebslosigkeit durch Metallunverträglichkeit. Wird dann im Folgenden eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Werkstoffen nachgewiesen, so erweitert sich für den Patienten auch die Kassenleistung, um andere Materialien entsprechend verarbeiten zu können, die sonst möglicherweise die Kostengrenze gesprengt hätten.
Die modernen Alternativen
Die Spezialisten der Elaboro GmbH sind seit mehr als 20 Jahren auch Wegbereiter der dentalen Digitalisierung. Die Herstellung von Zahnersatz aus modernen metallfreien Werkstoffen erfolgt heute nicht mehr händisch, sondern auch durch automatisierte Fräsmaschinen und 3D Druckverfahren. Dementsprechend öffnet sich auch eine größere Materialpalette. Als metallfreier Ersatz im Sinne der Umwelt-Zahnmedizin stehen heute maschinell bearbeitbare Keramiken wie Zirkonoxid und Lithiumdisilikat bereit. Eine weitere Alternative für herausnehmbare Kombiversorgungen rückt Polyetheretherketon (PEEK) in den Mittelpunkt. Die herausragenden mechanischen Eigenschaften und die hohe Biokompatibilität machen diese Materialien zu echten Bio-Werkstoffen. Unverträglichkeiten oder toxische Effekte sind nicht bekannt. Moderne Zirkonoxide sind durch ihre dem Zahn ähnliche, natürliche Einfärbung und unterschiedlich starker Transluzenz besonders ästhetisch. Elaboro bietet hier, angepasst an die individuelle Situation, verschiedene Multilayer (beispielsweise bei elaboro® 4DMF ZIRCONIA oder elaboro® 4DME ZIRCONIA. Mit Oberflächenveredelungen aus keramischem Zahnschmelz (elaboro® LiSi PURE) kommen diese Zahnrestaurationen dem natürlichen Zahn viel näher als das noch immer verwendete Metall (NEM). Die Adhäsivbefestigung von Zirkonoxid mit Hilfe von elaboro® LiSi CONDITIONER macht dies für sämtliche Indikationen im Bereich Zahnersatz anwendbar, sowohl für kleine Inlays als auch für größere Brückenkonstruktionen.
PEEK-Kunststoff ist mechanisch ebenfalls sehr belastbar, die hohe Verschleißresistenz und Formstabilität machen es äußerst widerstandsfähig, eine Materialermüdung durch Kaudruckkräfte ist selbst nach Jahren nahezu nicht vorhanden. Vor allem aber wird das Allergiepotential signifikant verringert, da es keine austretenden Restmonomere wie bei PMMA gibt. Der Tragekomfort wird durch das geringe Gewicht ebenfalls angehoben.
Für die Aspekte der Umwelt-Zahnmedizin ist eine Kombination von Keramik und PEEK besonders interessant. Selbst in schwierigen Fällen können so nachhaltige, langlebige und vollständig metallfreie Versorgungen mit höchster Biokompatibilität und bestem Tragekomfort hergestellt werden (Abb. 1 & 2). Dabei ist sowohl natürliche Ästhetik als auch eine bessere Verträglichkeit im Mund des Patienten gegeben. Durch die sehr guten mechanischen Eigenschaften und ohne Unverträglichkeiten, ist zudem eine deutlich höhere Nachhaltigkeit gegeben, da der Zahnersatz eine konkurrenzlose Langlebigkeit bei exakter Passung erreicht.
Abb. 1 & 2: gefrästes PEEK-Gerüst mit vollanatomischen und mit LiSi Pure, Malfarben und LiSi Low Fuse veredelte Zirkonkronen, vor- und nach der Fertigstellung
Was unterscheidet also den Umweltzahnarzt vom klassischen Zahnarzt?
Umweltzahnärzte sind geschult darin, durch interdisziplinäres Wissen chronische Verläufe des Körpers, ausgelöst durch Veränderungen in der Mundhöhle, zu erkennen und dementsprechend zu handeln. So beschreibt die DEGUZ, die deutsche Gesellschaft für Umweltzahnmedizin, dass beispielsweise auch Magen/Darm- oder Hauterkrankungen oder Erschöpfungszustände als entsprechende Symptome auch eine Bedeutung für die Zahnmedizin sein können. Bei einem Umweltzahnarzt, der den entsprechenden Kurs belegt und absolviert hat, handelt es sich um einen ganzheitlichen Zahnarzt, der ein geschulteres Auge für gewisse Unverträglichkeiten des Körpers aufweist und dementsprechend mitunter über Materialentscheidungen schneller urteilen kann. Mit den Produkten und Dienstleistungen der Elaboro GmbH können Umweltzahnmediziner diese Behandlungsziele konsequent und nachhaltig verwirklichen.
Literatur
[1] "Freisetzung von MMA-Restmonomer aus PMMA Kunststoff in Abhängigkeit von der Verarbeitung und Lagerung", Seidl J. (2020)
[2] Materialienband zur Kommissionsmitteilung "Amalgam", Robert Koch Institut (2007)